So, Leude. Jetzt nehme ich euch mit auf eine Reise durchs Archäologische Museum in Antalya. Das Personal hat mich dort sehr freundlich empfangen. Zu meiner Überraschung war mein deutscher Presseausweis an der Kasse gültig. Ich musste also, wie üblich als Journalistin, nichts bezahlen. Juhu.
Die Präsentation im Archäologischen Museum hat mir sehr gut gefallen. Sie unterscheidet sich meines Achtens schon ein wenig von der deutschen. Aber ich war eben nur in diesem einen türkischen Museum, weshalb ich auch nur dieses eine Kunsthaus als Vergleich habe.



Reden wir aber nicht weiter um den heißen Brei. Die Ausgrabungen an sich – die Skulpturen, Gräber und die wenigen Bronzestatuen, die ich dort entdeckte, waren absolut sagenhaft. Wie sie jedoch präpariert waren, tat mir in den Augen und im Herzen weh. Wo genau ich anfangen soll, weiß ich nicht.
Zustand der Artefakte lässt zu wünschen übrig
Fast jede der ausgestellten Skulpturen ist aufs schwerste beschädigt. Man grub sie offenbar Stück für Stück aus. Nun. Man könnte natürlich glauben, dass es der Stil des Museums sei, zu zeigen, wie die Skulpturen im Original ausgegraben wurden. Doch auch die Stellen an den Artefakten, die hätten gut und unauffällig zusammengefügt werden können, wurden es entweder gar nicht, oder sehr mangelhaft. Man hat dabei weder darauf geachtet, dass das zusammenführende Material von der Farbe noch von der Beschaffenheit zu dem Rest der jeweiligen Skulptur passt. Dies lässt mich vermuten, dass da einfach geschlampt wurde.



Was mir auch relativ schnell auffiel: Viele der ausgestellten Exponate hatten keine Penisse. Nicht, dass ich sie jetzt unbedingt sehen wollte, aber ihr kennt es ja von der römischen Skulptur: sie sind nun mal da und gehören dazu. Dann achtete ich genauer drauf: Alle Genitalien – sowohl weibliche als auch männliche – wurden im Nachhinein mit einem Steinmeißel abgetragen. Deutliche Spuren der Fremdeinwirkungen konnte ich sogar auf den Bildern festhalten.


Ein paar weibliche Skulpturen hatten sogar keine Brüste mehr. Das hat mich ein bisschen schockiert. „Ein bisschen“ ist gut.
Archäologisches Museum in Antalya: Kein zweites Mal
Warum ich mir so sicher bin, dass sie nicht bereits ohne primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale ausgegraben wurden? Zunächst haben die betroffenen Stellen alle eine neue, frischere Farbe und sind kantiger, als andere Stellen, an denen das Marmor bereits zuvor abgebrochen war. Darüber hinaus – alle, die jemals einen Stein bearbeitet haben, werden jetzt wissen, wovon ich spreche: Man sah an den verstümmelten Marmor-Genitalien deutlich, dass mit einem metallischen Werkzeug gearbeitet wurde.
Ich kann nur wild mutmaßen, warum die Skulpturen allesamt kastriert wurden. Entweder es gilt als Sünde, entblößte Körper zu zeigen, oder es gilt als Sünde, unbeschnittene Penisse zu zeigen. Oder beides. Wobei zweiteres nicht erklärt, weshalb man die Damen verunstaltet hatte. Unterbrecht mich sofort, wenn ich mich irren sollte.
Ein zweites Mal würde ich mir das Archäologische Museum in Antalya ehrlichgesagt nicht reinziehen wollen. Ich fand es viel zu traurig, diese wunderbaren Skulpturen so entstellt zu sehen. Kann es jedoch allen empfehlen, die Bock auf „Kurioses“ haben.
Fakten und Eckdaten zum Museum
Das Archäologische Museum in Antalya, auch bekannt als Antalya Museum (türkisch: Antalya Müzesi), gehört zu den größten Museen der Türkei. Es befindet sich im Stadtteil Muratpaşa in Antalya – nahe Kaleiçi. Mit 13 Ausstellungshallen und einer Freiluftgalerie erstreckt es sich über eine Fläche des Museums über 7.000 m² und zeigt etwa 5.000 Werke. Zusätzlich sind weitere 25.000 bis 30.000 Artefakte eingelagert, die derzeit nicht ausgestellt werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg, während der italienischen Besatzung Antalyas, begannen italienische Archäologen damit, archäologische Schätze aus der Stadtmitte und Umgebung zu entfernen. Um dies zu verhindern, beantragte Süleyman Fikri Bey, Berater des Sultans, im Jahr 1919 beim Provinzgouverneur von Antalya die Rolle des freiwilligen Kurators für Altertümer und gründete das Antalya Museum.












Ausgrabungen zunächst in Moschee ausgestellt
Zunächst befand sich das Museum in der Alâeddin-Moschee (1922) und später in der Yivli Minare Moschee (ab 1937). Im Jahr 1972 zog es schließlich in sein heutiges Gebäude um. Nach umfassenden Modifikationen und Restaurierungen wurde das Museum im April 1985 wiedereröffnet.


Das Antalya Museum erhielt im Jahr 1988 den „Sonderpreis des Europarats“ als Anerkennung seiner Bedeutung für die Erforschung der mediterranen Geschichte.
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